Köttelbecken-Traum.


Ich träumte von der Köttelbecke,
dass bis zum Hals ich in ihr stecke.
Scheiße! schrie im Schlaf ich noch,
weil alles schlimm auch danach roch.

Ich hatte Angst, hinabzusinken
und in der Brühe zu ertrinken,
ich spürt im Mund schon den Geschmacke
von diesem Sud aus Schlamm und Kacke,
Erbrochnem, Schleim und Klopapier,
Tampons und totem Kleingetier.

Ich merkte, wie ich tiefer sank,
in die Kloake, den Gestank!
Ins Wasser, dass so bräunlich schäumt…
Ich hab noch nie so´n Scheiß geträumt !

Lo Lange (2008)

*Köttelbecke nennt man die Abwasserkanäle im Ruhrgebiet.

Über Lo

Wer im Schatten des Förderturms der Gelsenkirchener Kohlenzeche Graf Bismarck aufgewachsen ist – zu einer Zeit, als man tatsächlich noch vom “schwatten Kohlenpott” sprechen konnte, weil damals “Wäsche auffe Leine” nicht lange weiß blieb, wer sommerliche Badefreuden nicht am blauen Meer, sondern am Ufer des Rhein-Herne-Kanals – der so genannten “Frikadellen-Riviera” – genoss und sich als Kind über “Hasenbrot” freute, was in Wirklichkeit nichts anderes war, als die wieder mit nach Hause gebrachten Stullen, die vom Vater als Bergmann unter Tage nicht aufgegessen wurden, wer schon als kleiner Knirps ganz stolz für 50 Pfennige Belohnung 20 Zentner regelmäßig vor dem Haus angelieferte “schwatte” Deputatkohle in den Keller schippte, der hatte eine vielleicht arme, aber trotzdem abenteuerliche und schöne Kindheit zur Zeit der Pettycoats und des Wirtschaftswunders. Meine Wurzeln sind der Kohlenpott und seine Menschen mit ihrem besonderen, grund”ährlichen” Charme... Gezz weisse ´n bissken Bescheid, oder?
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8 Antworten zu Köttelbecken-Traum.

  1. Jane Blond schreibt:

    Herrlich!

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  2. Manfred Voita schreibt:

    Gut beobachtet und geschmackvoll präsentiert!

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  3. Shhhhh schreibt:

    Scheiße träumen ist schon Mist
    wenn mans nicht gewesen ist.
    Schlimmer kann es dich nur strafen,
    musst du in der Scheiße schlafen.

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  4. Ruhrköpfe schreibt:

    iih, das riecht bis hier 😉

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  5. quersatzeinQuer schreibt:

    Erschütternd ist er, so ein Traum,
    und riecht nicht besser wohl als Schaum.
    Da kann man nur die Augen reiben
    und möglichst wach und tagfrisch bleiben.

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    • Lo schreibt:

      Das ist des armen Dichters Los:
      er dichtet einfach rigoros,
      schreibt Reime hin, vergisst die Zeit,
      bedenkt nicht, dass auch Übelkeit
      die Leser, die sehr schwach im Wesen,
      ereilen könnte dann beim Lesen.
      Heut wurd schon wieder einem schlecht.
      So´n Dichter macht es keinem recht.

      Lo
      Gestern dicht.
      Heute Dichter.

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